Julia Krajewski und ihre selbst ausgebildete Stute “Mandy” Amande de B´Neville gewinnen die Einzel-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Krajewski ist die erste Frau, die die Einzel-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in der Vielseitigkeit gewinnt.
Mit einem wahren Krimi warteten die Vielseitigkeitsreiter im Einzelfinale der Olympischen Spiele, der am Abend (Mittag deutscher Zeit) im Equestrian Park in Tokio stattfand, auf. Erst kurz zuvor, im Mannschaftsfinale, dass als Qualifikation diente, sicherte sich Julia Krajewski durch einen fehlerfrei Ritt den zweiten Platz. Durch einen Abwurf von Oliver Townend gab er den ersten Platz für die Bundestrainerin der Junioren frei.
Dass sie als letzte im Einzelfinale startete, beunruhigte Krajewski nicht: „Da habe ich jetzt nicht mitgerechnet. Aber das soll jetzt nicht blöd klingen, aber ich bin ja auch schon öfter mal als Letzte ins Springen geritten und ganz ehrlich, wenn ich Vorletzter oder Drittletzter wäre, wäre das Gefühl auch nicht anders, denn wenn es um eine Medaille geht, ist es einfach was total Besonderes. Am liebsten würde ich jetzt direkt reiten, denn man ist noch so gut im „Flow“ und meine Stute ist eben super gesprungen. Ich freue mich drauf, ich finde das richtig cool unter Flutlicht zu reiten, wir haben das zuhause einmal geübt, das hat richtig Spaß gemacht. Und ein Stück weit will ich es auch genießen. Wie oft reitet man schon in so einem Stadion unter Flutlicht? Und wie sagt man so schön: Die Pflicht ist geschafft und gleich kommt die Kür.“
Spannung am Ende
Spannend wurde es dann im Finale um die Einzelmedaillen. Ein anspruchsvoller Parcours mit einer knappen Zeit von 60 Sekunden lag vor den Finalisten. Den ersten fehlerfreien Ritt konnte erst der 16. Starter Nicolas Touzaint mit seinem Pferd Absolut Gold hinlegen.
Danach legte das Starterfeld nochmals deutlich vor. Andrew Hoy, der mit 29.60 Punkten in den Parcours startete und diesen fehlerfrei abschloss, schloss mit seiner Leistung die Möglichkeit eines Fehlers für die letzten Reiter und setzte sich damit auf Platz eins der laufenden Wertung. Verdrängt wurde der 62-Jährige vom Briten Tom McEwen, der sich mit einem ebenfalls fehlerfreien Ritt aber weniger Fehlerpunkten aus den Prüfungen zuvor an die Spitze setzte. Es folgte Oliver Townend, der neben Julia Krajewski im Vorfeld nach Dressur und Gelände als Favorit um Gold gehandelt wurde. Mit insgesamt 4.80 Fehlerpunkten durch einen Abwurf und einen Zeitstrafpunkt, verfehlte er den Sprung aufs Treppchen jedoch.
Gold-Leistung von Krajewski
Als letzte Reiterin startete Julia Krajewski mit “Mandy” Amande de B´Neville, ihrer erst 11-Jährigen Stute, die sie selber bis zur schweren Klasse ausgebildet hat. Hans Melzer, der Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter zeigte sich bereits im Vorfeld zu ihrem Ritt zuversichtlich und hob die Stärken Krajewskis und ihres Pferdes hervor: “Das Pferd von Julia ist in einer tollen Form, sie ist sehr selbstbewusst geritten, sie hat sich das auch verdient. Jetzt müssen sie noch eine Runde reiten, möglichst genauso, dann haben wir noch einen ganz tollen Erfolg.“ Um ihre Nerven machte sich der Bundestrainer keine Sorgen: „Sie hat Saumur gewonnen, da ging es um einen einzigen Zeitfehler. Das hat sie mit ihrem Dressurergebnis beendet. Sie kann Null reiten, sie weiß wie gut ihr Pferd ist. Sie hat jetzt den Tunnelblick und ist cool genug. Die hat ein Pferd, das sehr gut springt, da braucht sie sich nicht allzu viele Gedanken machen, da kann man mal einen Galoppsprung mehr oder weniger reiten. Ich bin da ganz zuversichtlich.“
Konzentriert und mit einer immer noch frisch wirkenden Mandy ritt Krajewski in den Parcours ein. Mit sauberer Linie und zügig kam sie ohne Fehler im Ziel an. Mit einer Sekunde über der Zeit, addierten sich 0.40 Fehler zu ihrem vorherigen Ergebnis. Mit nur 26.00 Punkten wird Julia Krajewski damit Olympiasiegerin. Die Freude darüber zeigte sich bereits nach Beendigung des Parcours. Mit Tränen in den Augen und einem Lachen im Gesicht deutete die Reiterin immer wieder auf ihr Pferd, die ihr diesen tollen Erfolg ermöglichte. Krajewski ist damit die erste Frau, die Gold im Einzelwettkampf in der Vielseitigkeit bei den Olympischen Spielen gewinnt.