Seit 2012 ist sie die Frau die hinter der Deutschen Dressurmannschaft steht. Doch wer ist die Frau mit dem einmalig guten Sitz, die vier Sprachen spricht und dennoch vor allem für ihr Schweigen berüchtigt ist?

Monica Theodorescus Lebensgeschichte ist eng verbunden mit der deutschen Rennsportgeschichte. Ihr Vater war George Theodorescu, studierter Jurist und ein politischer Flüchtling aus Ungarn, der schnell zu einem der bedeutendsten Dressurausbilder weltweit avancierte. Ihre Mutter, Inge Fellgiebel, war Springreiterin. 

1957 begegneten sich Inge und George beim CHIO in Aachen. Inge war damals mit Springreiter Hans Günter Winkler verheiratet, von dem sie sich jedoch 1960 scheiden ließ. Im Jahr 1959, wieder beim Turnier in Aachen, setzte sich George von seiner Mannschaft ab und flüchtete zunächst nach Belgien. Er kam als Flüchtling zurück nach Deutschland und betrat nie wieder den Boden eines der damaligen Ostblock-Staaten.

Zunächst arbeitete George beim Deutschen Olympischen Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf, wo er täglich auf Inge traf. Die Olympischen Spiele in Rom 1960 besuchten die beiden zusammen. 1961 heirateten sie, gingen gemeinsam in die USA und kamen voller Heimweh nach nur einem Jahr wieder nach Deutschland. In Steinhagen bauten sie ihre erste gemeinsame Existenz auf. 1963 kam dann Tochter Monica zur Welt. Sie sollte die Schleifensammlerin der Reitsport-geprägten Familie werden. 

Große Erfolge bereits als Juniorin

Reiten lernte Theodorescu auf ihrem Pony. Schnell bekam sie auch ihr erstes Pferd Meise XX. Ihr erstes Turnierpferd, dass auf den Namen Colorado hörte, bekam Monica Theodorescu mit 12 Jahren. Mit ihm ritt sie bis zum Grand Prix und bestritt Europameisterschaften der Junioren. Ihr erster großer Erfolg war der Sieg beim deutschen Dressur Derby. Mit nur 19 Jahren startete sie erstmals in der Aachener Soers beim CHIO, dem Ort der für ihre Eltern so große Bedeutung hatte. Mit ihrem Pferd Lexikon gewann sie zudem die Juniorenmeisterschaften. 

3x Gold bei Olympia

1988 dann der größte Erfolg ihres Lebens ins Seoul. Bei den Olympischen Spielen in Südkorea gewann sie mit der Mannschaft die Goldmedaille. Diesen Erfolg konnte sie noch zweimal – in 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta – wiederholen. Die Medaille aus Seoul liegt der heutigen Bundestrainerin jedoch besonders am Herzen, da “sie die Erste war”, wie Theodorescu später im Interview sagen sollte. 

1990 wurde sie mit ihrem Olympiapferd von 1988 Ganimedes Deutsche Meisterin und holte bei den Weltreiterspielen Gold mit der Mannschaft. In der Einzelwertung erhielt sie Bronze. Ihre Erfolge in den 1990er Jahren sollten damit jedoch noch lange nicht vorbei sein. 1992 wurde sie beim Weltcup Finale in Göteborg Dritte. Das Finale 1993 und 1994 gewann sie zusammen mit Erfolgspferd Ganimedes. Bei der Europameisterschaft 1993 dann erneut Gold mit der Mannschaft und Silber in der Einzelwertung. Danach wurde es etwas ruhiger um die erfolgreiche Dressurreiterin, die jedoch ab dem Jahr 2000 wieder starke internationale Erfolge erzielen konnte. Mit Ausnahme des Sieges beim Nürnberger Burg-Pokal 2005 blieben in den Jahren 2004 bis 2007 international bedeutsame Titelgewinne aus. Ende des Jahres 2006 kehrte Theodorescu dann mit Whisper, einem Württemberger Fuchs-Wallach aus dem Besitz von Ann Kathrin Linsenhoff wieder in den internationalen Sport zurück. 

Comeback mit Whisper

Mit Whisper belegte Theodorescu zahlreiche Platzierungen in den Jahren 2007 bis 2011, angefangen vom Grand Prix Special in bad Salzuflen, dem Grand Prix Special in Dortmund und Hagen, sowie beim Festhallenturnier in Frankfurt, über Erfolge beim CHIO Aachen, beim CDIO in Mondorf-les-Bains, bei den Stuttgart German Masters bis hin zum 1. und 3. Platz bei der Grand Prix Kür beim CDI 3* in Mailand-Rho und einem 3. Platz in der Grand Prix Kür beim CDI-W in Lyon 2011. Neben vielen sportlichen Erfolgen krönte Theodorescu das Jahr 2011 auch mit ihrer Heirat. 

Theodorescu brilliert als Trainerin

Im Oktober 2012 übernahm Theodorescu dann die Stelle als Bundestrainerin der deutschen Dressurreiter von Jonny Hilberath, der die Stelle kommissarisch nach dem plötzlichen Tod des ehemaligen Bundestrainers Holger Schmezer im April 2012 übernommen hatte. Hilberath ist bis heute als Co-Trainer der deutschen Dressurreiter an der Seite Theodorescus. Die Wahl des DOKR begründete Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des DOKR damals so: „Mit Monica Theodorescu haben wir eine große Sportlerpersönlichkeit als Bundestrainerin bekommen, die auf eine lange internationale Karriere zurückblicken kann und die mit den Strukturen und Herausforderungen des Dressursports bestens vertraut ist.“

Ihr Fähigkeiten als Trainerin zeigten sich schnell in Erfolgen der Deutschen Mannschaft bei Europameisterschaften 2013, den Weltreiterspielen in 2014, den Olympischen Spielen 2016 in Rio, den Europameisterschaften 2017 und den Weltreiterspielen 2018. Sie ist die erste Deutsche Frau die das Amt des Bundestrainers bekleidet. Neben der sportlichen Führung zeichnet sie die Pferdefrau jedoch auch durch klare Worte, wenn sie etwas sagt oder gar keine Worte, wenn ihr die Presse etwas entlocken möchte aus. Beides haben sie von ihren Eltern. “”Das habe ich von meinem Vater”, sagte Theodorescu. Denn ihr Vater hatte im Laufe seines Lebens notgedrungen gelernt, wann man sich besser zurückhalte. Nicht ganz so diplomatisch sei ihre Mutter gewesen. Von ihr habe sie dennoch übernommen “geradeaus und unverblümt die Meinung sagen”. 

Ein Ende der Erfolgsgeschichte nicht in Sicht

Für Theodorescu sind es bereits die zweiten Olympischen Spiele als Bundestrainerin. Nach dem Gold-Erfolg von 2016 zeigte sie mit ihrem überlegenen Reiterteam bestehend aus Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider einmal mehr ihre Stärke. Die Belohnung: Gold mit der Mannschaft 2021 in Tokio. Ein Ende der Erfolgs-Ära der Deutschen Dressurreiter unter Theodorescu scheint noch lange nicht in Sicht.