In die Wiege gelegt
Dorothee Schneider wurde 1969 in eine Pferdefamilie geboren. Ihr Vater war passionierter Trakehnerzüchter, Grand-Prix-Richter und ritt selber bis zur schweren Klasse. Ihre Liebe zu den Pferden wurde ihr in die Wiege gelegt. Trotz stetigen Kontakt zu den Vierbeinern musste Schneider sich jede Trainingsstunde hart erkämpfen, da ihr Vater nur selten Zeit dafür fand die Tochter zu unterrichten. Für Schneider bedeutete das sich schon früh kritisch zu hinterfragen und immer weiter selber an ihrer Reiterei zu feilen. Nach der Schule machte Schneider eine Ausbildung zu Bankkauffrau mit dem Ziel das wirtschaftliche Know How für eine spätere Selbstständigkeit zu erlernen. Sie machte außerdem eine Ausbildung zur Pferdewirtin und wurde 1994 Pferdewirtschaftsmeisterin. Seit dem Jahr 2000 leitet sie das Gestüt St. Stephan in Framersheim in der Pfalz.
Mehr als 60 Platzierungen mit dem „Chef“
Ihr erstes Pferd war ein etwas zu klein gebliebenes Zwillingsfohlen aus der Zucht ihres Vaters mit dem Namen Gondola II. Schneider erinnert sich, dass sie bereits als Kind am liebsten nie wieder von ihrem Pferd abgestiegen sei. Gondola II schrieb, trotz des schwierigen Starts als Zwillingsfohlen, Zuchtgeschichte. Denn aus der schwarzbraunen Stute gingen die bekannten Vererber Gribaldi und Goldino, sowie die sehr erfolgreichen Sportpferde Ganymed, Godin, Golan und Georgina hervor. Erste erfolgreiche Turnierstart in der Dressur, aber auch im Springen ging Schneider auf dem Trakehner Protegé, den ihr Vater nach einer schweren Verletzung wieder gesund gepflegt hatte. Auf dem von ihrem Vater selbstgezogenen “Van Deyk” schaffte Schneider dann den Sprung in die Grand-Prix-Klasse. Mit dem von allen aufgrund seines Genies nur Chef genannten Dunkelfuchs errang Schneider über 60 Platzierungen in der schweren Klasse.
Olympia, Europameisterschaften und Deutsche Meister
2012 startete Schneider das erste Mal bei Olympia. Mit ihrer Stute Diva Royal gelang ihr der Sieg der Silbermedaille in der Mannschaft. 2016, bei den Spielen in Rio holte sie sich dann im Team die Goldmedaille. Sie wurde zudem mehrfach Deutsche Meisterin, holte Doppel-Silber bei den Europameisterschaften 2019 und Gold in der Mannschaftswertung. Bei den Deutschen Meisterschaften in Balve 2020 und 2021 belegte sie jeweils den dritten Platz. Im Rahmen der deutschen Meisterschaft 2019 wurde Schneider der Reitmeister-Titel verliehen.
Geachtet, geschätzt und immer Pro-Pferd
Schneider gilt als eine der besten Dressurreiterinnen der Welt. Das zeigt nicht nur ihre lange Liste an Auszeichnungen und die erneute Teilnahme an Olympia, sondern auch die stets lobenden Worte von Kritikern, Trainern und Kollegen. Neben ihrer außergewöhnlichen Leistung im Sattel spürt man bei Schneider stets die Liebe zum Pferd. Die besondere Verbindung zu ihren Pferden zeigte sich auch im Vorfeld zu den Olympischen Spielen. Im April 2021 brach ihre Stute “Rosi” während der Ehrenrunde aufgrund eines Aorta-Abrisses zusammen und verstarb. Schneider brach sich das Schlüsselbein. Schlimmer als die körperliche Verletzung schien aber die Trauer über den Verlust des Tieres. Im Interview kämpfte Schneider auch Tage nach der Tragödie noch mit den Tränen. Doch durch den Schlüsselbeinbruch war lange unklar, ob die Reitmeisterin überhaupt an der Olympiade teilnehmen könne. Im Mai beim Turnier in München schafft Schneider mit dem Wallach Showtime FRH dann trotz der Verletzung direkt wieder den Sprung aufs Podium. “Er passt auf mich auf”, sagte Schneider nach der Prüfung über ihr Pferd Showtime FRH.
Herzenspferd “Showtime”
Seit gut zehn Jahren ist “Showi”, wie Schneider den dunkelbraunen Hannoveraner Wallach nennt, schon an ihrer Seite. Showtime FRH stammt ab von Sandro Hit aus einer Rotspon-Mutter und kommt aus der Zucht von Heinrich Wecke. Im Besitz ist er von Gabriele Kippert. Schneider bezeichnet Showi als ihr Herzenspferd. Der Hannoveraner kam bereits dreijährig zur Ausbildung auf das Gestüt St. Stephan und wurde zunächst unter einer von Schneiders Bereiterinnen in A-Dressurpferdeprüfungen vorgestellt, bevor Schneider ihn dann vierjährig selber übernahm und seitdem ausbildet.Für Showtime FRH sind es bereits die zweiten Olympischen Spiele. Bereits etliche Siege und Platzierungen konnte Schneider sich im Rücken des Dunkelbraunen sichern. Doch war nicht von Anfang an klar, dass sich der Wallach im großen Viereck wohlfühlen würde. Anfangs sei er ziemlich schüchtern gewesen. Mittlerweile habe er aber ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt, schreibt Schneider auf ihrer Website. Im Interview sagte Schneider über ihn: “Er ist einfach ein geniales Pferd. Er ist super lieb und hat unwahrscheinlich viel Einstellung. Wenn es in die Prüfung geht, dann ist er einfach present.”
Schneider startet am Sonntag in der ersten Prüfung, einem Grand Prix zur Qualifikation der Mannschafts und Einzelwertung. Um 13.06 Uhr deutscher Zeit heißt es dann für Schneider und ihren Wallach It´s “Showtime”.