Die deutsche Dressurmannschaft gewinnt die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Nach einem starken Auftakt bei der Qualifikation, zählten die deutschen Reiterinnen zu den klaren Favoriten aus Gold. Mit fehlerfreien Ritten mit jeweils über 80 Prozent gelang den drei Reiterinnen der Sieg.
Schneider legte vor
Als erste ins Rennen um das olympische Gold für die Mannschaft ging Dorothee Schneider mit Showtime FRH. Fehlerfrei und mit einer beeindruckenden Leistung wurde ihr Auftritt im Grand Prix Special mit 80,231 Prozent (2.639 Punkte) bewertet. Ihren Auftritt startete die Framersheimerin mit einem Paukenschlag. Gleich zweimal bekam sie die 10,0 für ihre Grußaufstellung. Weitere Highlight folgten Schritt für Schritt. Lediglich beim Angaloppieren zeigte sich eine winzige Unstimmigkeit mit ihren Wallach Showtime FRH, mit dem sie ansonsten fehlerfrei durch das Viereck schwebte. Nach der Prüfung zeigte sich Schneider glücklich: „Ich bin ganz, ganz stolz auf mein Pferd, so wie er heute schon auf dem Abreiteplatz war, immer in Verbindung immer vor mir, er hat mir immer positiven Druck in die Hand gegeben. Er drückt ab und arbeitet über den Rücken in die Hand, das war ein Gänsehaut-Gefühl. Das waren gute Pirouetten heute. Aber wieder ein kleiner Fehler. Beim Übergang aus der Passage in den Mitteltrab ist er mir einmal kurz angaloppiert, das ist natürlich schade. Aber er ist auch danach wieder direkt bei mir gewesen und wir konnten auch den Mitteltrab danach noch zeigen, er hat auch nahtlos weitergemacht, auch mit den Passagen und der Versammlung. Ich bin heute wirklich total happy mit dem Pferd.“
Schneider bekam die erste Wertung mit über 80 Prozent des Tages und schob damit Deutschland auf Platz eins im ersten Drittel des Mannschaftsfinales.
Starkes Startefeld im zweiten Teil
Nachdem die Wertungen im zweiten Teil des Grand Prix Special von Reiter zu Reiter nach oben gingen, warteten die Zuschauer gespannt auf Rekordhalterin Isabell Werth, die mit bella Rose den Abschluss der zweiten Gruppe bildete und damit als zweite Reiterin für Deutschland an den Start ging. Isabell werth und Bella Rose zeigten eine Topleistung, die mit 83,298 Prozent (2.740,5 Punkten) bewertet wurden und Deutschland auch nach der zweiten Runde mit einem Vorsprung von 280 die Führung um die Mannschaftsmedaille brachten. Werth war nach ihrem Ritt zufieden, auch wenn sie auf eine noch etwas höhere Wertung gehofft hatte: „Ich bin total happy über Bella, sie hat eine fantastische Prüfung gezeigt. Natürlich würde ich mich über ein paar Punkte mehr auch freuen, aber am Ende des Tages bin ich lange genug im Sport, dass ich mich erstmal hier über das Pferd freue. Warum sollte ich mich ärgern, sie ging fantastisch und wir werden sehen, was heute passiert. Ich war unglaublich happy, dass sie auch so relaxt war. Am ersten Tag war sie noch sehr eifrig und jetzt war sie richtig zuhause in dem Viereck.“
Spannender Führungswechsel kurz vor Schluss
Durch die Gesamtführung im Grand Prix Special durch Schneider und Werth stand Jessica von Bredow-Werndl bereits vor einer rund 60-minütigen Pause als Schlussstarterin des dritten Teils und damit auch als letzte Reiterin insgesamt fest. Die Reihenfolge ergab sich durch die Ergebnisse des Grand Prix, der als Qualifikation für den Mannschaftswettbewerb, diente. Den Grand Prix schloss von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB als beste Starterin ab, weshalb sie in der Gruppe drei beim Grand Prix Special als deutsche Schlussreiterin antrat. Ihr Startplatz als letzte wurde jedoch erst nach den ersten zwei Teilen durch die Deutsche Führung errechnet.
Spannend wurde es vor dem Start der Bayerin, denn nun zeichneten sich mit jedem Reiter Führungswechsel ab. Zunächst brachte Edward Gal mit dem Totilas Sohn Total US das Niederländische Team in Führung. Er wurde jedoch gleich darauf durch die Wertung der Dänin Cathrine Dufour und Bohemian um einen Platz nach hinten geschoben. Eine unfassbar starke Leistung, die nicht jeder Experte auf dem Plan hatte, zeigte Sabine Schut-Kery für die USA. Mit 2684.5 Punkten sicherte sie bereits den Platz auf dem Treppchen für die USA. Auf welchem Platz die USA letztendlich landen sollten, hing von den letzten zwei Reiterinnen aus England und Deutschland ab. Auf Schut-Kery folgend trat Charlotte Dujardin für England mit ihren kleinen Fuchs Gio an. Trotz einer soliden Leistung, hieß es für die Engländer zittern. Durch zwei kleine Fehler, die von der Englischen Kommentatorin direkt als “expensive mistakes” bezeichnet wurde, schaffte es Dujardin nicht ihre Mannschaft vor die USA zu bringen.
Brilliante Leistung von Dalera und von Bredow-Werndl
Mit Spannung erwartet wurde als Schlussreiterin Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB. Rund 72 Prozent hätte von Bredow-Werndl aufgrund der erstklassigen Leistungen ihrer Teammitglieder erzielen müssen. Am Ende wurden es 84,681 Prozent (2785,5 Punkte) und damit die beste Leistung des Tages. Von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB brillierten im Viereck und zeigten deutlich ihre überragende Qualität. Am Ende bedeutete dies für Deutschland den klaren Sieg mit einem Ergebnis von 8178 Punkten vor den USA mit 7747 Punkten und Großbritannien (7723 Punkten).
In der Einzelwertung Konkurrentinnen
Für von Bredow-Werndl ist es die erste olympische Goldmedaille. Schneider wiederholte mit dem Sieg ihren Mannschaftserfolg von 2016. Für Werth ist es bereits ihre siebte olympische Goldmedaille. Damit zieht sie mit der erfolgreichsten deutschen Olympiateilnehmer, der Kanutin Birgit Fischer, gleich. Mit einem Gewinn am morgigen Tag in der Einzelwertung könnte sie ihren Vorsprung als erfolgreichste Athletin in der Reitsportgeschichte weiter ausbauen. Die schärfste Konkurrentin dürfte mit Jessica von Bredow-Werndl aber aus den eigenen Reihen kommen.