Nachdem die deutschen Dressurreiterinnen am Mittwoch bereits die Mannschaftseuropameisterschaft gewinnen konnten, ging es heute im Grand Prix Special um die erste Einzelmedaille.
Mit dem Sieg im Mannschaftsfinale machten die deutschen Dressurreiterinnen den Hattrick perfekt. Denn bereits zum dritten Mal in Folge ging die Goldmedaille bei der Europameisterschaft an das deutsche Team.
Nicht verwundern dürfte daher, dass sich alle vier Reiterinnen bereits kurz nach dem Sieg im Team bereits auf die Starts in den Einzelprüfungen, dem Grand Prix Special und der Grand Prix Kür, freuten. Dabei stand die Teilnahme aller Reiterinnen am Special bereits nach ihrem Sieg fest. Für den Start in der Kür müssen sie sich zunächst noch qualifizieren, da hier nur die 15 besten Pferd-Reiter-Paare des Special teilnehmen werden.
Langehanenberg zeigt mit Annabelle tolle Leistung
Als erste deutsche Reiterin ging im Grand Prix Special dann Helen Langehanenberg mit Annabelle an den Start. Im Grand Prix waren die beiden das schwächste deutsche Paar, obwohl sie ihre Prüfung sehr gut begannen. Leider kam dann ein großer Fehler hinzu. “Ich schaue jetzt mit Freude auf die kommenden Prüfungen”, sagte Langehanenberg nach dem Patzer. Die Vorfreude auf das besondere Feeling des Grand Prix Special unter Flutlicht im großzügigen Stadion des Hof Kasselmann und der Gewinn der Goldmedaille im Team dürften den Fauxpas jedoch schnell wieder vergessen machen.
Im Grand Prix zeigten Langehanenberg und Annabelle dann eine fehlerfreie Runde, die mit 75,228 Prozent von den Richtern belohnt wurde und Langehanenberg in Führung brachten.
Übertrumpft wurde sie dann aber kurze Zeit später von ihrem britischen Kollegen Carl Hester, der mit dem Wallach En Vogue eine starke Leistung zeigte.
Schneider strahlt trotz kleinem Patzer
Gleich darauf und damit als zweite deutsche Starterin betrat dann Dorothee Schneider mit ihrem Ersatzpferd Faustus das Dressurviereck. Faustus, der mit Schneider als Reserve normiert wurde, kam für den leicht verletzten Showtime FRH ebenfalls unter Dorothee Schneider ins Team. “Das ich so einen Ersatz habe, ist schon toll.”, freute sich Schneider nach dem Sieg im Team über die gute Leistung ihres Pferdes.
Im Grand Prix Special zeigte das Paar wieder eine solide Leistung mit starken Höhepunkten. Inmitten der Passage passierte dann aber ein kleiner Fehler. Faustus galoppierte an. Nach ein paar kurzen Tritten bekam Schneider ihn aber schnell wieder unter Kontrolle. Dennoch kostete dieser Fehler viele Punkte. Nach ihrem Ritt strahle Schneider aber bis über beide Wangen. Unzufriedenheit sieht anders aus.
Gelungene Leistung von Isabell Werth
Isabell Werth, die mit Weihegold OLD an der Europameisterschaft teilnimmt, startete als 26. von 30 Startern und somit als vorletzte Deutsche. Im Grand Prix ärgerte sie sich noch über eine nicht für sie nicht nachvollziehbare Wertung einer Richterin. Nach dem Sieg im Team blickte sie jedoch optimistisch auf die kommenden Prüfungen: “Die Freude über die Goldmedaille überwiegt da definitiv”, ließ sie während der Pressekonferenz verlauten.
Im Grand Prix Special zeigte Isabell Werth und die 16-jährige Oldenburger-Stute Weihegold OLD es dann nochmal allen. Mit wunderbaren Passagen holte die 52-Jährige Rheinbergerin die ersehnten über 80 Prozent, die man von ihr und Weihegold gewohnt ist. Einzig im starken Schritt sahen die Richter noch Verbesserungspotenzial. Mit 81,702 Prozent übernahm sie aber dennoch mit einem erheblichen Abstand die Führung vom bis dato Erstplatzierten Carl Hester (77,310 Prozent).
Nicht zu stoppen – Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB
Mit über 84 Prozent im Grand Prix stach die Leistung von Jessica von Bredow-Werndl im Nationenpreis deutlich heraus. Entsprechend waren auch die Erwartungen für den Grand Prix Special deutlich abgesteckt. Nicht zuletzt von Bredow-Werndl selber gab an, dass sie nach ihrem Sieg bei den Olympischen Spielen auch versuchen wolle bei der Europameisterschaft die Goldmedaille zu holen: “Es wäre gelogen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich jetzt nicht vorhätte, auch die Europameisterschaft zu gewinnen.”, lies die Reiterin aus Aubenhausen verlauten. Druck mache sie sich aber keinen, schließlich könne sie ja nicht mehr als ihr bestes geben.
Das Beste gelang ihr dann am Abend wieder im Grand Prix Special bei der ersten Entscheidung um eine einzelmedaille bei den Europameisterschaften im niedersächsischen Hagen. Mit 84,271 Prozent holte sich die Doppel-Olympiasiegerin auch den Titel der Einzel-Europameisterin im Grand Prix Special. Ganze 26 mal gaben die Richter die Höchstnote für das Paar. “Das ist einfach krass. Dalera war so an. Es ist verdammt schön, endlich wieder vor Publikum zu reiten. Das hat Dalera nochmal ein bisschen mehr motiviert.”, freute sich die frisch ernannte Europameisterin nach ihrem Erfolgsritt. Im vom Flutlicht erhellten Stadion auf dem Hof Kasselmann in Hagen am Teutoburger Wald, herrschte gespannte Stille während des Ritts von Jessica von Bredow-Werndl. Flüssig und einer Tänzerin gleich absolvierte die Trakehnerstute unter ihrer Reiterin die Lektionen. Nur in den Einerwechseln schlich sich ein Fehler ein, der ein raunen durchs Publikum gehen ließ. “Wir haben dann gleich damit aufgehört”, sagte von Bredow-Werndl mit einem Schmunzeln. Trotz des Fehlers der mit einer Wertung von nur 4,3 quittiert wurde, reichte der bis dahin errittene Vorsprung aus um am Ende mit einem Vorsprung von fast drei Prozentpunkten zu gewinnen.
Zweite wurde Isabell Werth mit Weihegold OLD. Die Bronzemedaille geht an Cathrine Dufour mit Bohemian aus Dänemark.
Neben der Einzelmedaille im Grand Prix Special haben die Reiter eine weitere Medaillenchance am Sonntag in der Grand Prix Kür. Hier werden die besten Pferd-Reiter-Paare aus dem Grand Prix Special an den Start gehen. Neben den Senioren findet parallel die Europameisterschaft der U25-Dressurreiter statt, die am Mittwoch ebenfalls im Team die Goldmedaille gewinnen konnten.