Beim CCI5*-L in Luhmühlen, einer der schwersten Prüfungen der Welt geht der Schweizer Vielseitigkeitsreiter Felix Vogg mit seinem Wallach Colero in Führung.

Nachdem die Reiter der 5*-Prüfung in Luhmühlen mit der Dressur am Freitagnachmittag den Tag schlossen, eröffneten sie den Samstag, welcher ganz im Zeichen des Herzstücks der Vielseitigkeitsreiterei steht, mit dem Gelände. Der 5-Sterne-Kurs, den Designer Mike Etherington-Smith in die Landschaft der Lüneburger Heide zauberte, hatte es in sich. Ganze 6,4 Kilometer Strecke mussten Pferd und Reiter über insgesamt 45 Sprünge, verteilt auf 30 Hindernisse, überwinden. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Aber nicht umsonst gehört der Parcours in Luhmühlen zu einen der wenigen 5*-Strecken der Welt. 

Kurs-Designer Etherington-Smith freute sich vor allem darüber die Strecke zu planen, indem Wissen, dass nach zwei Jahren ohne Zuschauer, nun wieder die gewohnte Atmosphäre durch das Publikum einzieht. Bei der Kursplanung habe ihm vor allem ein Punkt beschäftigt: “Es ist eine Herausforderung, die Strecke so zu gestalten, dass die besten Reiter der Welt etwas zum Nachdenken haben – denn es ist das höchste Level im Sport. Dabei muss man jedoch bedenken, dass einige das erste Mal auf diesem Niveau an den Start gehen.”

Zwar bietet die Strecke in Luhmühlen im Vergleich zu anderen 5*-Strecken relativ wenige spektakulär-wirkende Sprünge (wie beispielsweise zuletzt in Badminton die Broken Bridge), fordert aber dennoch die volle Aufmerksamkeit und das Können von Pferd und Reiter durch technische Anforderungen, lange Galoppstrecken und schnell aufeinanderfolgende Hindernisse – zum Teil mit maximalen Abmessungen, die die Kraft des Pferdes fordern. Gleich dreimal ging es für die Reiter durchs Wasser. Das erste – das nach Sponsor Longines benannte Wasser – folgte auf eine lange Galoppstrecke und forderte so den ganzen Fokus der Pferd-Reiter-Paare. Besonder anspruchsvoll war auch die Longines Kombination (8abc) gestaltet, die bereits durch den Sprung namens Lotto Vogel (7) eingeleitet wurde. Bei dieser Kombination kam es vor allem auf gutes, akkurates Reiten und ein vollständig an den Hilfen stehendes Pferd an. Trotz der hohen Anforderungen an die Starter wurde vor allem auf die Sicherheit von Pferd und Reiter geachtet. So wurde an etlichen Hindernissen das sogenannte MIM-System installiert, welches ein festes Hindernis ein loses, wie man es beispielsweise aus dem Springreiten kennt. Stößt ein Pferd (oder Reiter) gegen ein Hindernis, löst das System aus und der feste Teil des Hindernisses klappt weg. So soll vor allem die Verletzungsgefahr für Pferd und Reiter minimiert werden. Das Auslösen eines MIM-Systems wird, wie das Reißen einer Stange beim Springen, mit Strafpunkten geahndet.

Als erster Starter des Tages machte sich Tom McEwen mit Braveheart auf den Weg durch den anspruchsvollen Kurs. Mit seinem Pferd Braveheart B startet er mit insgesamt 31,6 Strafpunkten (Platz 15 nach der Dressur) in die Teilprüfung Gelände. Das Glück schien den Iren am heutigen Tage jedoch nicht Hold gewesen sein. So stürzte Braveheart am Sprung 11b und den Sattel seines zweiten Pferdes Bob Chaplin, verließ er kurz vor Ende an Sprung 29a. 

Mit guten Aussichten startete auch Sophie Leube, die als einzige Deutsche an den Start ging. Nach einer guten Dressur lag sie mit ihrer Stute Jadore Moi noch auf Platz Sieben (30,6 Punkte). Doch auch die Deutsche Reiterin schaffte es nicht durch den Parcours. Bereits im ersten Wasser kam sie nach dem Wassereinsprung schlecht zum im Wasser stehenden Hindernis und Jadore Moi verweigerte. Leube ritt den Sprung erneut an, beendete die Wasserkombination und gab dann vor dem nächsten Hindernis auf. 

Auch Overnight-Leaderin Bubby Upton, die nur 24,9 Punkte aus der Dressur in die zweite Teilprüfung nahm, schied im Gelände aus. An Sprung 16b, einem Sprung der Kombination an der Wellenbahn fiel ihr Pferd Cannavaro. Die Britin schied dadurch aus der Prüfung aus. 

Die Führung sicherte sich der Schweizer Felix Vogg mit Colero, der den Geländeparcours ohne Fehler und mit 10:48 Minuten auch in der Zeit. Nach der Dressur lag er mit seinem 14-Jährigen Wallach noch auf Platz 4. Durch sein fehlerfreies Gelände nimmt er nur die 29 Strafpunkte aus der Dressur mit. Den Parcours empfand er als typisch für Luhmühlen. 

“Die größte Schwierigkeit in Luhmühlen ist das man immer mal abbremsen muss. Es geht in Dunkle, ins Helle. Aber es ist immer eine faire Strecke.”, beschrieb der Führende den Parcours. Mit seinem Ritt zeigte sich der Vielseitigkeitsreiter ebenfalls sehr zufrieden: “Es lief alles nach Plan. Ich hoffe es geht so weiter.” Das morgige Springen sieht er jedoch zuversichtlich. “Colero springt gut”, so der Reiter. Das muss er auch, denn mit nur 0,1 Strafpunkt Abstand zu Tim Price mit Vitali, der im Gelände zwei Zeitfehler bekam, auf Platz Zwei kann sich der Schweizer keine Hindernisfehler leisten. Platz Drei belegt Oliver Townend mit Dreamliner (29,6 Punkte). 

Das abschließende Springen am Sonntag dürfte aufgrund des eng zusammenliegenden Feldes spannend werden. Denn zwischen Platz 1 und 7 liegen weniger als ein Hindernisfehler. Das Springen könnte sich daher als Zünglein an der Waage herausstellen und das Resultat nochmals ordentlich durcheinander wirbeln.