Avenches – Nach der Führung in der Dressur konnte Ingrid Klimke bei der Geländeprüfung mit ihrem Pferd SAP Hale Bob OLD ihren ersten Platz nicht ganz halten und fiel durch eine kleine Zeitüberschreitung hinter die Britin Nicola Wilson zurück. Das Deutsche Team, dass bereits nach der Dressur auf dem zweiten Platz lag, konnte diesen auch in der Geländeprüfung weiter halten. Auch im Team führen die Engländer, die sich bei der EM bislang extrem stark gezeigt hatten.
Das Highlight jeder Vielseitigkeitsprüfung – das Gelände – fand heute bei der Europameisterschaft in Avenches (Schweiz) statt. Nachdem sich das Deutsche Team, bestehend aus Anna Siemer mit FRH Butts Avondale, Andreas Dibowski mit FRH Corrida, Michael Jung mit fischerWildWave und Ingrid Klimke mit SAP Hale Bob OLD, bereits durch gute Leistungen in der Dressur auf den zweiten Platz in der Nationenwertung gebracht hatte, hieß es heute nochmal alles geben um den Punktevorsprung der bärenstarken Briten nicht allzu groß werden zu lassen.
Das die Strecke es ganz schön in sich hat, hatten die deutschen Vielseitigkeitsreiter bereits vorab so eingeschätzt. Die insgesamt 5.768 Meter lange Strecke umfasste insgesamt 32 Sprünge, darunter einige Kombination, dreimal Wasser und vor allem – viele anspruchsvolle Linien. Die Reiter hatten zudem an vielen Hindernissen die Möglichkeit eine einfachere Alternative zu wählen. Doch die erlaubte Zeit von maximal zehn Minuten und sieben Sekunden sollte kaum für den direkten Weg reichen. Damit der Reiter in der Zeit blieb, musste er rund 580 Meter pro Minute bewältigen.
Als erste, wie auch schon in der Dressur, stellte sich Anna Siemer dieser Aufgabe. Mit ihrer Stute FRH Butts Avondale machte sie die nicht ganz so starke Leistung aus der Dressur wieder wett. Avondale und ihrer Reiterin Siemer flogen förmlich durch den Kurs und die nicht allzugroße Avondale zeigte, dass Schnelligkeit rein gar nichts mit körperlichen Befindlichkeiten zu tun hat. Mit nur vier Sekunden über der Zeit kam das Pferd-Reiter-Paar dann ins Ziel. Durch die Punkte aus der Dressur und die wenigen Zeitpunkte aus der Geländeprüfung liegen die beiden derzeit auf Platz 15 mit insgesamt 33,1 Punkten.
Nach Siemer ging dann Christoph Wahler mit seinem Schimmel Carjatan S an den Start. Wahler, der nicht fürs deutsche Team nominiert wurde, bestritt das Gelände für die Einzelwertung. In der Dressur zeigte er mit Crajatan S eine gute Leistung, die ihm letztendlich den 12. Platz einbrachte. In der Geländeprüfung gab der Reiter von Klosterhof Medingen richtig Gas um es in der Zeit ins Ziel zu schaffen. Das gelang zwar nicht ganz, da sie zwei Sekunden über der Zeit das Ziel passierten, dennoch konnte sich Wahler mit dieser tollen Leistung um einige Plätze verbessern. So dass er nun vor dem morgigen Springen auf Platz 8 mit insgesamt 26,8 Punkten liegt.
Rund eine halbe Stunde nach Wahler startete dann Andreas Dibowski mit seiner Stute FRH Corrida ins Gelände. Mit der Stute hatte Dibowski eine sehr gute Dressur gezeigt, so dass er nach der ersten Teilprüfung bereits auf Platz 11 in der Einzelwertung lag. Er absolvierte das Gelände leider mit einigen Zeitstrafpunkten, wodurch er im Ranking deutlich nach hinten fiel. Mit 40,8 Punkten liegt er nun auf Platz 30.
Der zweite Einzelreiter Dirk Schrade ging als nächster an den Start. Wie Wahler tritt er nur für die Einzelwertung an. Nachdem sein Schimmel Casino in der Dressurprüfung sehr klemmig lief und er daher mit 30,5 Punkten auf dem 26. Platz landete, sollte es auch im Gelände nicht ganz rund laufen. So lief Casino bereits an Sprung 4c eine Verweigerung, die dann letztendlich auch viel Zeit kostete. Mit insgesamt 74,1 Punkten fällt Schrade damit auf Platz 52 zurück.
Als Vorletzter deutscher Reiter in der EInzel- als auch Mannschaftswertung ging dann Michael Jung mit fischerWildWave an den Start. Das Pferd-Reiter-Paar hatte eine gelungene Dressur gezeigt, die ihnen den 7. Platz als grundsolide Ausgangslage für die zweite Teilprüfung brachte. Im Gelände waren die beiden extrem schnell unterwegs. Mit einer Zeit von 9.56 Minuten war das Pferd-Reiter-Paar nicht nur einer von wenigen (sieben von 67) Startern, die die erlaubte Zeit nicht überschritten, sondern legten insgesamt die schnellste Zeit vor. Dadurch gelang es ihnen einen Platz gut zu machen. Mit 23.9 Punkten liegen sie nun nach Dressur und Gelände auf Platz 6.
Wie auch bereits am Vortag in der Dressur startete Ingrid Klimke als Schlussreiterin der deutschen Equipe. Als amtierende Europameisterin gelang ihr bereits mit der Dressur eine gute Ausgangslage für die Titelverteidigung. Mit SAP Hale Bob OLD hat Klimke eines der wohl erfahrensten Pferde. Bereits 2015, 2017 und 2019 bestritt sie mit ihm die Europameisterschaft. Über den Fakt, dass dieses Pferd eigentlich alles schon einmal gesehen hat, freute sich Klimke bereits im Vorfeld der Geländeprüfung. Sie sei froh, dass sie hier ihren Bobby dabei habe, denn mit den ganzen Kurven und dem “Geschlängel” sei der Kurs nicht zu unterschätzen. Das sie ihn nicht unterschätzt hatte, zeigte sich dann auch bei ihrem Ritt. Fehlerfrei, aber leider mit einer Zeitüberschreitung von drei Sekunden kam die Titelverteidigerin ins Ziel. Dafür bekam sie 1,2 Zeitpunkte, die zu ihrem bisherigen Ergebnis aus der Dressur addiert wurden. Insgesamt 21,4 Punkte hat sie nun auf dem Konto und fällt damit leicht hinter die Britin Nicola Wilson (20,9 Punkte, Platz 1) zurück.
Nach Dressur und Gelände liegt das deutsche Team weiterhin auf Platz zwei hinter den Briten und vor den Franzosen.
Besonders spannend wird die Entscheidung in der Einzelwertung, da zwischen dem ersten und zweiten Platz gerade einmal ein halber Punkt Unterschied besteht. Ob nun Nicola Wilson, Ingrid Klimke oder doch einer der anderen das Rennen machen wird, wird sich in einem spannenden Springen am morgigen Sonntag entscheiden.