Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (dpt) schlägt Alarm. Im Rahmen der Novellierung der EU-Tierarzneimittelverordnung müssen sich die EU-Kommission, Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament einigen, welche Arzneien ausschließlich für den Human-Bereich vorbehalten bleiben. Für den Gebrauch von Antibiotika zur Anwendung bei Tieren sämtlicher Art, auch den Pferden, könne dies das Aus bedeuten. 

Es regt sich Widerstand bei den Tierärzten gegen das geplante Anwendungsverbot von Antibiotika in der Tiermedizin seitens der EU. Sollte dem vom Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheits des EU-Parlaments (ENVI) beschlossene Entschließungsantrag auch im EU-Parlament eine Mehrheit finden, wäre ein solches Verbot kaum mehr abzuwenden. Dieses Verbot sieht auch keine Ausnahmen für Einzeltiere vor. Die Verabreichung von Antibiotikum wäre dann laut Auffassung von EU-Kommission und Europäischem Tierärzteverband FVE selbst bei schwerwiegenden Infektionen nicht mehr möglich. “Zum Wohle aller Tiere müssen wir uns dafür einsetzen, dass alle für die Tiermedizin zugelassenen Antibiotika auch in Zukunft weiter zur Behandlung zur Verfügung stehen. Andernfalls würde es schlimmstenfalls den Tod vieler Tiere bedeuten.”, sagte dpt-Präsident Siegfried Moder.

Daher hat der dtp am Dienstag all seine Mitgliedspraxen aufgerufen Unterschriften der Tierhalter für eine Petition gegen die geplante Gesetzesänderung zu sammeln. Auch online ist die Petition bis zum 7. September 2021 verfügbar

Hintergrund sind multiresistente Keime

Grund für die Änderung ist der Versuch durch den verminderten Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin die Zahl der multiresistenten Keime zu reduzieren. Im Beschluss der EU geht es darum, die sogenannten Reserveantibiotika ausschließlich der Humanmedizin vorzubehalten. Hierzu hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA einen Vorschlag ausgearbeitet, der dem EU-Umweltausschuss jedoch zu lasch erschien. Dem Entwurf der EMA würde die dpt zustimmen, da man es für richtig halte bestimmte Arzneien dem Humanbereich vorzuhalten, erklärte Moder. Er wies zudem daraufhin, dass der Einsatz seit 2012 bereits um 60 Prozent reduziert wurde und das nachgewiesenermaßen nur etwa fünf Prozent der Antibiotikaresistenzen aus der Tierhaltung stammten. 

Deshalb macht es wenig Sinn, den Antibiotikaeinsatz bei Tieren immer weiter zu reglementieren, anstatt dort genauer hinzuschauen, wo Antibiotika inflationär eingesetzt werden und Resistenzen in der Masse wirklich entstehen“, betont Moder.