Avenches Nachdem die ersten deutschen Starter bereits am Donnerstag auf dem Dressurviereck tanzten, hieß es heute für die verbleibenden drei Teilnehmer zu zeigen, dass ihre Pferde neben dem Gelände und Springen auch eine gute Figur in der Dressur an den Tag legen. 

Mit Spitzenleistungen schlossen Andreas Dibowski und Christoph Wahler die Dressur am Donnerstag ab. Dibowski, der auch für das deutsche Team in die Prüfung ging, konnte sich mit 25,6 Punkten über den dritten Platz in der laufenden Wertung freuen. Kollege Wahler, der nur in der Einzelwertung an den Start geht, folgte ihm mit 26 auf Platz Vier. Anna Siemer, die ebenfalls bereits am ersten Tag der Dressur ritt, schnitt mit Platz 17 deutlich weniger gut ab, wenngleich sie mit ihrer Stute FRH Butts Avondale eine solide Dressur zeigte. 

Nachdem die Teamkollegen bereits am Vortag ordentlich vorgelegt hatten, ging es heute dann für die drei verbleibenden drei deutschen Reiter Michael Jung, Ingrid Klimke und Dirk Schrade an den Start. Letzter tritt, ebenso wie Wahler nur in der EInzelprüfung an. Dafür oblag es Schrade den zweiten Teil der Dressurprüfung am heutigen Tag zu eröffnen. In seiner Dressurprüfung zeigte sich Casino leider etwas spannig und unter Strom, so dass nicht alle Lektionen einwandfrei glückten. Mit seinem Ergebnis von 30,5 Punkten zeigte sich Schrade aber mehr als zufrieden: “Damit bin ich noch gut weggekommen. Er war am Ende wirklich spannig.”

Nach Schrade startete dann Michael Jung mit fischerWildWave. Nach seiner Pechsträhne auf der Geländestrecke in Tokio bei den Olympischen Spielen, brillierte der Reiter aus Horb nun aber wieder im Dressurviereck bei der Europameisterschaft in Avenches. Auch bei Olympia war es ihm geglückt eine sehr gute Dressurprüfung zu liefern – dort jedoch mit seinem Pferd Chipmunk, der aber aufgrund der hohen Belastung – ebenso wie alle anderen Olympiapferde – nicht bei der EM an den Start gegangen war. In seiner Dressur fanden sich einige Höhepunke in der Trabtour aber auch im Schritt. “Ich bin sehr zufieden. fischerWildWave ging wirklich sehr gut. In den letzten Monaten und Wochen haben wir viel gearbeitet und er hat sich stetig verbessert. Heute hatte die richtige Mischung zwischen Ausdruck und Losgelassenheit.”, freute sich Jung nach seinem gelungenen Ritt. 

Mit Spannung erwartet wurde, als Schlussreiterin der deutschen Equipe, Reitmeisterin Ingrid Klimke, die nach ihrem schlimmen Sturz in Baborowko (Polen) ihre erste große Prüfung erst vor wenigen Tagenbeim CHIO Aachen bestritt. Dort zeigte sie sich schon wieder in Topform. Als Titelverteidigerin und absolutes Dressur-Ass wurde ihr Auftritt im Viereck mit SAP Hale Bob OLD mit ganz besonderer Anspannung im Publikum erwartet. Denn Klimke ist nicht nur in der Vielseitigkeit ein absoluter Profi. Im Sattel von Franziskus tritt die Reitmeisterin auch in der schweren Klasse der Dressur an. In der Dressur als Teilprüfung der Vielseitigkeits-EM in Avenches zeigte sie nun, ihre Qualitäten als Dressurreiterin. Mit “Bobby” (SAP Hale Bob OLD) legte Klimke eine brilliante Prüfung hin, die mit einer Wertung von 20,2 Punkten und dem ersten Platz belohnt wurde. Damit hat sie die perfekte  Ausgangslage für den morgigen Geländeritt. “Ich fands vom Gefühl her super schön. Ich hatte eine super Anlehnung. Er [Bobby] ließ sich super reiten. Er hat super gehorcht und auf mich gewartet. Ich hab dann auf die Tafel geschaut und gedacht, der letzte Halt muss jetzt aber eine 10 werden. Und dann stand er da wirklich so toll und hat seinen Applaus genossen – und ich auch!” 

Nach der Dressur liegt die Deutsche Mannschaft damit auf dem zweiten Platz, hinter den Engländern, die bereits beim Auftakt am Donnerstag mit starken Ergebnissen auftrumpfen. 

Das Highlight der Vielseitigkeits-EM, der Geländeritt, startet am Samstag um 11.00 Uhr. Alle deutschen Reiter werden daran teilnehmen, wenn auch Christoph Wahler und Dirk Schrade ausschließlich für die Einzelwertung ins Rennen gehen. 

Die Einschätzungen der deutschen Reiter zu Strecke fielen im großen und ganzen sehr ähnlich aus. Vor allem die Zeit müsse man im Blick haben. Durch die vielen Alternativen sei die Geländestrecke, die vom britischen Course-Designer Mike Etherington-Smith geplant wurde, fair aber nicht zu einfach. “Mit den ganzen Schneisen, Kringeln und Wegen muss man als Reiter ganz genau wissen, wie man reitet um die Idealline zu haben.”, schätzte beispielsweise Ingrid Klimke den Cross-Country-Parcours ein. Man müsse schauen, dass man keine Zeit verschenkt, denn die Zeit sei wahrscheinlich auch recht knapp, sagte sie weiter. “Ich bin froh, dass ich ein schnelles Pferd habe. Und es ist toll zu wissen, dass Bobby auch schon viele schwere Kurse wie in Badminton gelaufen ist, da hat man einfach das Vertrauen. Er ist ein alter Hase und kennt das alles. Alle Aufgaben die da so sind, haben wir irgendwie und irgendwo schon mal gemacht. Von daher freue ich mich sehr auf morgen.”

Die deutschen Reiter werden in folgender Reihenfolge starten:

11.28 Uhr Anna Siemer mit FRH Butts Avondale

12.26 Uhr Christoph Wahler und Carjatan S

12.44 Uhr Andreas Dibowski und FRH Corrida

13.46 Uhr Dirk Schrade und Casino

14.20 Uhr Michael Jung und fischerWildWave

15.36 Uhr Ingrid Klimke und SAP Hale Bob OLD

Über den Sieg bei der EM in der Mannschaft-, aber auch in der Teamwertung, wird dann am Sonntag beim Springen entschieden.