Von jetzt auf gleich ist das Pferd lahm. Die häufigste Ursache: Ein Hufgeschwür. Wie schnell so ein Abszess entstehen kann, musste auch Springreiter Maurice Tebbel schmerzhaft feststellen, als sein Hengst Don Diarado 2021 bei der Europameisterschaft der Springreiter in Riesenbeck kurz vor der Verfassungsprüfung plötzlich nur noch auf drei Beinen stand. Der Check durch den Tierarzt bestätigte die Vermutung: ein Hufgeschwür sorgte für die Schmerzen die das Pferd lahmen ließen. Für Tebbel und Don Diarado bedeutete dass das Turnier-Aus. Glücklicherweise lässt sich ein Hufgeschwür in der Regel gut behandeln.
Was ist ein Hufgeschwür?
Ein Hufgeschwür ist eine eitrige Entzündung der Huflederhaut, die als Verbindungsschicht zwischen Hornkapsel und dem Hufbein liegt. Es bildet sich eine Eiterblase, die großen Druck auf die empfindliche Huflederhaut ausübt. Durch die Huflederhaut führen viele Nervenbahnen und Blutgefäße. Durch den Druck der Eiterblase auf diese entstehen Schmerzen, die dafür sorgen, dass das Pferd meist hochgradig lahmt. Durch die harte Hornwand des Hufes kann der Eiter nicht von alleine abfließen. Das Geschwür weitet sich daher immer weiter aus und wandert letztendlich von der Sohle nach oben zur Kronsaum. Umso länger ein Hufgeschwür unentdeckt bleibt, umso weiter wandert es. Im schlimmsten Fall bricht das Geschwür am Ende durch den Kronsaum und es kann sich eine Hornsäule bilden.
Symptome: Ein Hufgeschwür erkennen
Ein Hufgeschwür kündigt sich nicht an, es ist einfach da. Umso früher es erkannt wird, umso leichter lässt es sich jedoch in der Regel behandeln. Ist ein Hufgeschwür entstanden, sind die Anzeichen meist recht eindeutig: das Pferd lahmt, entlastet den Huf soweit es geht. Auch vermehrtes Liegen kann auf eine Lahmheit hindeuten. Zudem ist der Huf deutlich wärmer als die anderen Hufen. Legt man einen Finger in die Fessel, spürt man ein deutliches pulsieren. Dies sind alles Zeichen, die deutlich auf ein Hufgeschwür hindeuten. Einen Befund kann aber erst der Tierarzt oder Schmied geben, der beim Pferd die sogenannte Zangenprobe durchführt. Dabei wird der betroffene Huf mit einer Zange abgetastet. Zieht das Pferd den Huf an einer Stelle weg, ist das Hufgeschwür so gut wie lokalisiert.
Hufgeschwür gefunden – Wie wird es behandelt?
Ist die Stelle des Hufgeschwürs gefunden, geht es an die Behandlung. Da die Eiterblase die Schmerzursache ist, muss das Horn aufgemacht werden, so dass der Eiter abfließen kann. Dies führt der Hufschmied oder auch der Tierarzt durch. Ist der Eiter ausgetreten, sind meist auch gleich die Schmerzen nach ein paar Schritten vergessen. Liegt der Eiter noch dicht an der Sohle, reicht es wenn der Tierarzt oder Schmied über die betroffene Stelle kratzt. Liegt die Eiterblase tiefer, wird ein trichterförmiges Loch in den Huf geschnitten bis der Eiter austreten kann. Das durch die Öffnung entstandene Loch muss nach Austreten des Eiters täglich gereinigt und desinfiziert werden. Anschließend wird die Wunde mit einem Wattetupfer verschlossen werden, indem man die Watte in das geschnittene Loch drückt. Ein leichter, trockener Hufverband kann dabei helfen, dass die Watte nicht gleich wieder rausrutscht. Durch das verschließen der Wunde kann eine Bakterienübertragung verhindert werden.
Der Heilungsprozess kann unterschiedlich lange dauern. Hier kommt es auf die Größe und Lage des Geschwürs an. In der Regel kann das Pferd wieder belastet werden, sobald sich das Horn an der Stelle des Einschneidens wieder verschlossen ist. Im Zweifel sollte hier immer Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten werden.
Wie kommt es zum Hufgeschwür?
Die Auslöser für ein Hufgeschwür sind divers. Manchmal lassen sie sich ausmachen, manchmal muss man sich aber auch damit zufrieden geben, dass man den Grund dafür nicht erfahren wird.
Grundsätzlich lassen sich die Ursachen für ein Hufgeschwür in zwei Kategorien unterteilen: Auslöser können aseptisch (ohne Erreger) oder infektiös sein (durch einen Erreger). Entsteht das Hufgeschwür aseptisch kann die Ursache der unglückliche Tritt auf einen Stein, Schlagen gegen Boxenwände mit dem Huf, kurzes Ausschneiden der Hufe oder ein schlecht sitzender Nagel sein. Auch Huffehlstellungen können ein aseptisches Hufgeschwür auslösen. Bei infektiösen Hufgeschwüren entsteht indem Bakterien in den Huf eindringen. Dies passiert beispielsweise wenn die Pferde zu nass, also auf einem matschigen Paddock oder einer nicht regelmäßig gemisteten Box stehen. Auch Futterumstellungen oder unbedarfsmäßige Fütterung können ein Hufgeschwür bedingen. Besonders häufig treten Hufgeschwüre während des Fellwechsels auf, da der gesamte Organismus des Pferdes zu dieser Zeit Kopf steht. In dieser Zeit auftretende Stoffwechselprobleme können indirekt ein Hufgeschwür bedingen. Auch die Genetik spielt beim Auftreten von Hufgeschwüren eine Rolle. Denn es gibt Pferde die dazu neigen, andere wiederum bekommen in ihrem Leben nie ein Hufgeschwür.
Die Ursachen für das Auftreten eines Hufgeschwürs sind somit vielfältig. Nicht alle Faktoren lassen sich beeinflussen, andere wie Futter und ausreichende Bodenhygiene jedoch liegen in der Verantwortung des Halters. Tritt ein Hufgeschwür auf, sollte man überdenken, ob einer der Faktoren in Frage kommt um diesen in Zukunft zu optimieren und weiteren Geschwüren vorzubeugen.
Tritt ein Hufgeschwür auf, sollte man schnell handeln. Das Aufschneiden sollte dabei unbedingt einem Experten wie dem Tierarzt oder Schmied überlassen werden, um den Huf nicht weiter zu schädigen. Ist das Geschwür aufgeschnitten, ist es unbedingt sauber zu halten und vor dem Eindringen von Bakterien zu schützen bis das Horn wieder zugewachsen ist. Umso früher ein Hufgeschwür entdeckt wird, umso leichter lässt es sich behandeln.