Die einen sind schon lange drin, bei den anderen geht es gerade erst los. Herbstzeit ist Fellwechselzeit. Was für uns von außen als einfaches, tierisches Phänomen aussieht, ist für unsere Pferde eine wahre Belastungsprobe des Immunsystems. Was du daher zum Fellwechsel wissen solltest und wie du deinen Vierbeiner in dieser Zeit sinnvoll unterstützt, erfährst du in diesem Artikel.
Scheinbar über Nacht mutiert das eben noch so schlanke, mit glattem, glänzendem Sommerfell versehene Pferd zum lebendigen Teddybären. Doch der uns jedes Jahr wieder überraschende Wechsel zwischen Sommer- und Winterkleid kommt bei näherem Hinsehen gar nicht so überraschend. Etwas genauer hinzuschauen lohnt in diesem Fall, denn nur so kann ich mein Pferd beim Fellwechsel optimal unterstützen.
Was ist der Fellwechsel?
Doch zunächst einmal einen Schritt zurück. Was ist der Fellwechsel und was sollte man darüber wissen?
Das Pferd wechselt zweimal im Jahr sein Fell. Im Frühjahr wechselt es vom dicken Winterfell zum wesentlich dünneren Sommerfell. Im Herbst, wenn die ersten Nächte kälter werden, wechselt es dann zurück auf den dickeren Winterpelz. Unterscheiden lässt sich Sommer- und Winterfell alleine schon durch sein Aussehen. So ist das Winterfell deutlich länger als das Fell im Sommer. So hat es wärmende, isolierende und vor allem Wasserabweisende Funktionen, die das Sommerfell in dieser Form nicht bietet. Die Ausbildung des Winterfells ist daher wichtig für die Gesunderhaltung des Pferdes im Winter. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit das Pferd zu scheren. Wann dies sinnvoll ist, hängt in erster Linie von Training und Haltung ab. Ist das Pferd geschoren, ist zwingend eine Decke nötig.
In der Phase der Fellwechsel benötigt das Pferd eine Menge Energie und hat damit einen erhöhten Nährstoffbedarf. Zum Winter hin erhöht sich zudem der Energiebedarf um der Kälte durch Fett trotzen zu können. Daher sollte die Fütterung im Winter angepasst werden. Wie man den Fellwechsel durch eine angepasste Fütterung unterstützen kann, dazu später mehr.
Licht stärkerer Faktor für Fellwechsel als Temperatur
Anders als hinlänglich gedacht, hat die Einleitung des Fellwechsel weniger mit der Außentemperatur als vielmehr mit den Lichtverhältnissen zu tun. Pferde nehmen die Veränderung des Tageslichts über die Zirbeldrüse, eine Hormondrüse des Gehirns, wahr. Werden ab dem Spätsommer die Tage wieder kürzer, gibt die Drüse das Signal die Produktion des Winterfells zu starten. Das hat den unweigerlichen Vorteil, dass das Winterfell schon vorhanden ist, auch wenn es ungewöhnlich spät im Jahr kalt wird.
Aber auch die Temperatur hat einen Einfluss auf das Winterfell. So wird einem langjährigen Pferdebesitzer aufgefallen sein, dass das Winterfell in einem Jahr dichter und länger und im nächsten wesentlich dünner und kürzer ausgeprägt ist. Diesen Unterschied beeinflusst die Temperatur. Bei einem milden Herbst prägt sich das Fell bei weitem nicht so aus, wie bei einem sehr kalten. Es zeigen sich auch witterungsbedingte Einflüsse im Fellwechsel, was auch erklärt warum Pferde, die in Offenstallhaltung leben, im Winter meist wesentlich zotteliger aussehen als in Boxen gehaltene.
Wie lange der Fellwechsel dauert, ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich.
Kraftakt Fellwechsel
Auch wenn es den meisten Pferden nicht anzusehen und der Fellwechsel etwas durch und durch natürliches ist, ist er für die Tiere auch ein wahrer Kraftakt. Durch die starke Produktion des neuen Fells und des gleichzeitigen Abwurfs des Alten, wird das Immunsystem stark belastet. Gleichzeitig wird die Thermoregulation des Pferdes enorm in Anspruch genommen, was sich auf das Kreislaufsystem auswirkt. Daher ist es ein häufiges Phänomen, dass sich Pferde während dieser Zeit äußerst schlapp fühlen.
Um gut durch den Fellwechsel zu kommen und dem Pferd zu helfen, empfiehlt es sich vor allem die Fütterung anzupassen. Hier mangelt es während des Wechsels häufig an wichtigen Spurenelementen, wie Eiweißen, Vitaminen, Fettsäuren, Kupfer, Mangan, Selen, Folsäure, Biotin und vor allem Zink. Neben der zusätzlichen Fütterung dieser Elemente ist es sinnvoll das Immunsystem zu unterstützen. Dies ist beispielsweise in Form von Lein- oder Hanföl möglich.
Zusätzlich zur Fütterung sind ausgiebige Putzeinheiten, bei denen das überschüssige Fell entfernt wird, eine wahre Wohltat für die meisten Pferde. Spätestens wenn man selber nach so einen Putzeinheit voller Haare ist, weiß man auch warum: die losen Haare jucken.