Der Ausbruch in Valencia im Frühjahr 2021, sowie der Beschluss der FN zur Herpes-Impfpflicht für Turnierpferde ab dem Jahr 2023 machen das Equine Herpesvirus zu einem brisanten Thema. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der heimtückischen Erkrankung?

Was ist Herpes?

Herpes ist hinterhältig

Herpes ist ein DNA-Virus, der sich an die Nervenenden der betroffenen Tiere setzt und die Nervenzellen des Pferdes angreift. Es gibt insgesamt neun verschiedene Herpesvirus-Arten. Fünf davon betreffen Pferde. Jeder Herpesvirus verursacht andere Symptome:

EHV-1: verursacht Rhinopneumonitis (eine Entzündung der Atemwege), Virusabort bei trächtige Stuten und auch neurologische Erkrankungen, wie eine Myelitis (Entzündung des Rückenmarks) können vorkommen. 

EHV-2 und EHV 5: verursachen Keratokonjunktivitis (Entzündung der Binde- und Hornhaut des Auges) oder Erkrankungen der oberen Luftwege.

EHV-3: verursacht das Koitalexanthem, auch bekannt als Bläschenausschlag. Erkrankte Pferde werden von der Zucht ausgeschlossen. 

Die Virusarten sechs bis neun (EHV-6 – EHV-9) betreffen Esel und Gazellen. 

Übertragen werden die Herpesviren durch eine Tröpfcheninfektion, Kot oder Futterreste. Es können aber auch indirekte Faktoren zu einer Übertragung führen, wie der Reiter, Futtereimer oder eine Mistgabel. 

Das Virus setzt sich an die Nervenzellen. Durch Stress wird es aktiviert. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um körperlichen oder psychischen Stress handelt. 

Das Herpesvirus ist eine besonders hinterhältige Erkrankung, tragen den Erreger doch die meisten Pferde in sich. Sowohl die Symptome als auch auch der Schweregrad einer Erkrankung kann stark variieren. Eine schnelle Diagnose wird somit erschwert. Die stark variable Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen erhöht das Risiko, dass das Virus sich unbemerkt verbreiten kann. Nachgewiesen werden kann das Herpesvirus durch einen Antikörpertest. Dabei wird eine Nasen-Rache-Abstrich oder Proben aus abortierten Föten oder der Plazenta entnommen und im Labor untersucht.

Behandlung von betroffenen Pferden

Der Tierarzt kann Pferde, die an einer der Herpesvirus-Art erkrankt sind nur rein symptomatisch behandeln. Durch eine Infusion können die Schmerzen gelindert werden. Es werden Mittel verabreicht die den Kreislauf und das Immunsystem stärken und somit positiven Einfluss auf die Schwere des Verlaufs nehmen können. Vitamin-B-Präparate unterstützen bei der Versorgung der Nerven. Bei durch das geschwächte Immunsystem häufig hinzukommende bakterielle Infektionen wird in der Regel ein Antibiotikum verabreicht. Leidet ein Pferd unter Gleichgewichtsstörungen oder Lähmungserscheinungen wird es durch eine Aufhängung in einer Schlinge stabilisiert, damit es sich nicht durch einen Sturz oder selber verletzt.

Bei einem Herpesvirus-Ausbruch gilt es, die erkrankten Tiere möglichst schnell zu isolieren. Bei der Versorgung der Tiere sollte darauf geachtet werden, dass die im Quarantänebereich genutzten Gegenstände, wie zum Beispiel Eimer, aber auch die Schuhe und Kleidung des Pflegers nicht in Bereiche mit gesunden Pferden gelangt.

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Prophylaxe

Wie kann man sich vor Herpes schützen? 

Gegen die Herpesviren eins und vier kann geimpft werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich nicht um einen hundertprozentigen Schutz handelt und eine Impfung auch nur im Herdenverband sinnvoll ist. Eine Impfung lindert in vielen Fällen die Symptome und den Krankheitsverlauf. Jedoch steht die Impfung auch immer wieder im Verdacht, andere Krankheitsbilder aus zu lösen. Eine Impfpflicht für pferdehaltende Betriebe besteht derzeit nicht. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat jedoch eine Herpes-Impfpflicht für Turnierpferde ab dem 1. Januar 2023 beschlossen. 

Auch durch gutes Hygienemanagement und eine das Immunsystem unterstützende Fütterung kann dem Herpesvirus vorgebeugt werden. Dabei sollte auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen geachtet werden. 

Eine Melde- oder Anzeigepflicht bei Ausbruch der Erkrankung besteht derzeit nicht.

Hattest du es schon einmal mit dem Herpesvirus zu tun? Wie sind deine Erfahrungen damit? Schreib uns gerne einen Kommentar. ↓

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